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Die kanadische Journalistin Betty Ann Jordan führt durch ihre Heimatstadt wie ein Mix aus Fan und Nerd: Sie kennt alles und jeden – und liebt Torontos lässigen Style

Betty Ann Jordan war mir empfohlen worden. Niemand, so hieß es, kennt sich in den Trendvierteln Torontos besser aus als sie. Stimmt wohl: Betty Ann umgibt die zeitlos elegante Aura der feinen Dame, sie ist bei unserem Treffen nuanciert gekleidet, wagt Farbtupfer; ein Mensch, der Stil und Dezenz mit wacher Intelligenz verbindet. Früher hat sie mal ein Kunstmagazin geleitet. Der Plan war, dass mir Betty Ann Jordan an diesem Tag ihr Toronto zeigt und ansonsten ein paar Geschichten über ihre Heimatstadt zum Besten gibt.

Zuallererst erfahre ich: „Der Torontonian ist in erster Linie ein lässiger, unaufgeregter Zeitgenosse“, sagt Betty Ann Jordan, als wir über den altehrwürdigen St. Lawrence Farmer Market schlendern. Der Markt gehört weltweit zu den berühmtesten seiner Art, wer hier seine (frischen) Produkte anbietet, hat strenge Qualitätskontrollen hinter sich. Auch wenn sich der Reiz der typischen Toronto-Spezialität – wir reden vom warmen „Peameal“-Sandwich – nicht sofort jedem erschließt. Probieren sollte man es trotzdem. Es handelt sich um in Maismehl gewälzten und gepökelten Schinken, die berühmte „Carousel Bakery“ im Farmers Market lebt quasi davon. Noch etwas wird hier zwischen Frischfisch-Theken und Coffeeshops spürbar: Die Menschen sind nicht nur entspannt, sie sind auch überaus freundlich. Als Betty Ann und ich uns im schicken Einkaufsviertel Yorkville einem Zebrastreifen nähern und ein Auto etwas zu spät abbremst, kurbelt der Fahrer das Fenster herunter und lässt uns zerknirscht wissen: „Sorry, Leute – ich war einen Moment lang unkonzentriert!“ 

Müsste sich Betty Ann Jordan für einen Stadtteil in Toronto entscheiden, dann fiel ihr die Wahl leicht: Am liebsten streift sie durch das angesagte Szeneviertel West Queen West. Die Bezeichnung West Queen West übrigens ist keine redundante Stotterei des Autors, keineswegs: Die Queen West Street ist ziemlich lang, aber nur der westliche Teil davon gilt als der hippe, lebendige Teil, in dem sich in den letzten Jahren eine vitale Szene aus Kunst und Gastronomie angesiedelt hat. „Das hat vor allem mit dem Drake Hotel zu tun“, sagt Betty Ann Jordan, „es ist zu einem Treffpunkt der Kreativen in Downtown Toronto geworden.“ 

In der West Queen West trifft Betty Ann Jordan Freunde und Bekannte im Minutentakt. In der kleinen Bücherei „Type Books“ etwa, wo das Sortiment streng kuratiert wird, hat Buchhändler Derek McCormack gerade selbst einen Band mit Kurzgeschichten veröffentlicht. Im „Atomic Design“ ein paar Blocks weiter – einer durchkomponierten Möbelgalerie im Mid Century-Style – stapeln sich gute Stücke von Eames bis Jacobsen. Ein junger Mann begrüßt Betty Ann herzlich. „Das ist Lawrence Blair“, stellt Betty Ann ihn vor, „du wirst wohl kaum jemanden finden, der sich mit Möbeldesign in Toronto besser auskennt.“ 

Wir laufen im Schweinsgalopp durch Toronto, immer wieder fällt Betty Jordan noch ein Laden ein, den sie unbedingt vorstellen muss: „Toronto ist lebendig, skurril, einfach aufregend“, sagt sie, „man muss nur die Augen offenhalten.“ Damit uns das gelingt, inhalieren wir schnell etwas Koffein und schauen uns dabei eine Pop Art-Vogelgalerie in „Jimmys Café“ an. Das sei ein beliebter Hang Out für Torontos Hipster, zu dem wohl auch die „Tanya Heath“-Boutique gehört – ein Laden, der sich auf mobile Absätze für Damenschuhe spezialisiert hat. Ebenfalls schräg, aber auf tolle Weise: das Lädchen „Cocktail Emporium“, das alles im Sortiment führt, mit dem man ein prima Mixgetränk herstellt. Im abgefahrenen Second Hand-Laden „Courage my love“ ist Freude an der Farbe mitzubringen: Das Sortiment ist wahrlich nichts für Misanthropen. Letzte Station für diesen Tag ist die Eatery „Hungary-Thai“ in Kensington Park, die wir hier wirklich nur aufgrund ihres kuriosen Konzepts erwähnen wollen: Hier wird ungarische mit thailändischer Küche kombiniert, irgendwie. Das Ergebnis? Sagen wir mal: Speziell.

Titelbild: Selbst die Gebäude haben hier Style: das Gooderham Buildung mit seiner roten Backsteinfassade in Old Tornto © susanne2688 – stock.adobe.com

Weitere Fotos: © Sabine Braun (10), fotobeam.de – stock.adobe.com, vdvtut – stock.adobe.com

Stand der Informationen: 19.02.2020. Die verbindliche Beschreibung der bei airtours buchbaren Leistungen finden Sie in der Buchungsstrecke der tui.com.

Harald BraunBild

Harald Braun

Harald ist weit gereister Reporter und Schriftsteller. Am liebsten ist er übrigens mit Sabine unterwegs – seiner Frau, die eine hervorragende Fotografin ist.

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Bild: © anderm – stock.adobe.com

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