Beim Palio, dem berühmtesten Pferderennen der Welt, steht Siena Kopf. Doch auch im Rest des Jahres lohnt es sich, die mittelalterliche Stadt in der Toskana zu erkunden – bei Tag wie bei Nacht
Natürlich kann man Siena auch tagsüber kennenlernen: die steile Treppe zum Dom hochklettern, an dessen fein ziselierter Fassade man sich kaum sattzusehen vermag. Sich in der Dombibliothek an den Fresken des Pinturicchio berauschen oder auf der sanft abfallenden, muschelförmigen Piazza del Campo stehen und sich vorzustellen versuchen, wie es hier wohl beim Palio zugeht, dem wohl berühmtesten Pferderennen der Welt.
Doch Sienas Altstadt ist reinstes Mittelalter. Und Mittelalter wirkt nun mal am eindrucksvollsten in Dunkelheit und Dämmerlicht. Nicht nur, weil dann die Massen der Tagestouristen wieder abgezogen sind, sondern weil sich die krummen Gassen zu veritablen Schluchten im Steingebirge verwandeln, weil aus mächtigen Palazzi gelbes Licht auf buckeliges Pflaster fällt, weil Schritte klacken und sich ein Stadtbummel auf einmal anfühlt wie eine höchst romantische Zeitreise. Atmosphäre pur! In Siena, dieser mittelalterlichen Stadtrepublik, die Jahrhunderte lang im blutigen Konkurrenzkampf zum nur 70 Kilometer entfernten Florenz lag, ist alles uralt, selbst die Geldgeschäfte: Die Banca Monte dei Paschi di Siena, die älteste noch bestehende Bank der Welt, wurde 1472 gegründet, auch wenn sie sich heute ganz modern mit Liquiditätsproblemen und Banking-App präsentiert.
Auch der Palio in Siena, längst ein international übertragener TV-Event, findet mehr oder weniger noch nach denselben Regeln statt wie bei seiner Erfindung vor 800 Jahren: Es treten die einzelnen Stadtviertel gegeneinander an, die contrade. Die Zugehörigkeit der Senesen zu ihren 17 contrade, die Namen tragen wie „Gans“, „Giraffe“ oder „Wölfin“, ist weniger eine Frage der Wohnadresse, sondern eine Glaubensfrage von religiöser Intensität und währt ein Leben lang.
Was aber macht man mit Siena dann tagsüber? Ganz einfach, man genießt den Anblick der Stadt aus einiger Entfernung. Ganz gleich, ob man von einem Weinberg im Chianti oder aus einem Kornfeld in den Crete Senesi in Richtung Siena guckt: Die hoch auf den Hügeln hingestreckte Silhouette der Stadt mit ihren uralten Türmen, Mauern und Kuppeln wirkt wie ein Bild aus längst vergangenes Zeiten. Was sie ja zum Glück auch ist.
Titelbild: Blick auf Siena
© Fotos: Kavalenkava – stock.adobe.com, Guido Cozzi (2), Ermano Wagner (2)
Stand der Informationen: 13.12.2019. Die verbindliche Beschreibung der bei airtours buchbaren Leistungen finden Sie in der Buchungsstrecke der tui.com.
Annette Rübesamen
Annette Rübesamen ist seit 25 Jahren hauptberufliche Reisejournalistin. Ihre liebsten Themen: Italien, vergessene Welten, Weingüter und das Meer.